Im Intensivhubschrauber nach Witzenhausen

10.11.2020

Covid-Patienten aus Südhessen werden im Intensivhubschrauber in den Kreis verlegt.

Es klingt ein bisschen nach Hollywood – insbesondere deswegen, weil es fast unrealistisch erscheint. Aus großen Kliniken in Südhessen (z.B. Frankfurt) werden Patienten, die am Coronavirus erkrankt sind, ins Klinikum Werra-Meißner nach Witzenhausen verlegt. Und zwar Patienten, die auf der Intensivstation behandelt werden müssen. Die Begründung dafür ist ganz einfach: Die Intensivkapazitäten in Südhessen sind wie in vielen anderen Ballungsgebieten in Deutschland im Gegensatz zu denen im Werra-Meißner-Kreis erschöpft.
Alle hessischen Kliniken sind miteinander vernetzt und kommunizieren täglich hinsichtlich der Kapazitäten und der möglichen Verlegung von Patienten. Das Geschehen in Nordhessen wird zentral vom Kasseler Klinikum aus koordiniert. Zuletzt war nun häufig die Amtshilfe für die überfüllten Krankenhäuser im Süden des Bundeslandes notwendig.
Die Patienten wurden dazu mit einem speziellen nachtflugtauglichen Intensiv-Hubschrauber der Johanniter über 200 Kilometer weit nach Witzenhausen geflogen. „Davon gibt es nicht viele in Deutschland“, unterstreicht Christoph Rolf Maier, Geschäftsführer des Klinikums, die Besonderheit dieses Vorgehens. „Das unterstreicht auch unsere medizinische Kompetenz“, sagt er. Die Landungen erfolgten auf dem Festplatz der Kirschenstadt, Feuerwehr und THW halfen durchs Ausleuchten des Areals tatkräftig mit. Mit dem Rettungswagen hat man die Patienten dann ins Krankenhaus gebracht.
„Momentan können wir das noch leisten, aber es ist durchaus möglich, dass wir in den nächsten Wochen auch wieder mehr Intensivpatienten aus dem Kreis mit Covid-Infektion versorgen müssen. Dann wären diese Verlegungen aus anderen Kliniken nur noch bedingt möglich“, erklärt der Witzenhäuser Chefarzt der Inneren Medizin, Marco Lubitz. Denn: Das Prozedere funktioniert rein theoretisch auch andersrum. Sollten die acht Intensivbetten in Witzenhausen mit Beatmungsmöglichkeit (zusätzlich könnten noch sechs Intermediate-Care-Betten zu Intensivbetten ohne Beatmung umgerüstet werden) voll sein, ist auch eine Verlegung von Patienten aus dem Kreis in andere Kliniken denkbar, sollten dort noch Kapazitäten frei sein.
Ursprünglich war ein Austausch in erster Linie mit Nachbarlandkreisen gedacht. Aufgrund der vollen Intensivstationen in Südhessen kam das nun aber anders. „Wir sind froh, wenn wir unseren Kollegen helfen können. Denn auch wir könnten theoretisch irgendwann in diese Situation kommen und wären dann dankbar für Unterstützung“, sagt Geschäftsführer Maier.
Zum Hintergrund: Am Dienstagvormittag wurden vier Intensivpatienten in Witzenhausen behandelt, drei davon mit Beatmung. Drei dieser vier kamen per Hubschrauber, ein vierter stammt aus einem Nachbar-Landkreis.



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